Jugendliche haben häufig noch unklare Vorstellungen vom späteren Berufsleben. Im Rahmen von Förderprogrammen zur vertieften Berufsorientierung soll ihnen der Übergang von der Schule in eine duale Berufsausbildung erleichtert werden. Das Berufsausbildungswerk (BAW) Ostalb bietet am Standort Aalen seit Mai 2009 fortlaufend das Berufsorientierungsprogramm BOP (vormals „Azubi in Spe") an. Seitdem wurden dort bis Schuljahresende 2019 3469 Jugendliche in ihrem Berufswahlprozess unterstützt. Am Standort Schwäbisch Gmünd findet das BOP mit ähnlichen Teilnehmerzahlen seit Sommer 2010 statt.
Dem Opa hat er schon mehrfach geholfen, sich dann aber selbst auf elektronischem Gebiet ausprobieren zu können, macht Jakob noch mehr Spaß. „Es ist interessant, man bekommt einen beruflichen Einblick und man lernt, dass es mehr als Kabel verlegen ist“, erzählt der 13-Jährige. Der Schüler der Alemannenschule Hüttlingen gehört zu den rund 430 jungen Menschen, die in diesem Schuljahr am BAW Ostalb -Standort Aalen das BOP nutzen. Und wenn wir schon einmal bei Zahlen sind: Jakob ist der mittlerweile 3333. Schüler im Berufsorientierungsprogramm, seit es vor zehn Jahren am Standort Aalen initiiert wurde.
Stolz auf positive Rückmeldung
Und noch etwas unterscheidet ihn von den meisten Gleichaltrigen: Jakob hat schon eine berufliche Richtung vor Augen. Der Gemeinschaftsschüler möchte aktuell Forstwirt und Landmaschinenmechaniker werden und bei der Feuerwehr arbeiten. Immerhin hat er schon drei Jahre Erfahrung bei der Jugendfeuerwehr gesammelt – und in den Ferien verschiedene Praktika absolviert. Im Rahmen von BOP entschied er sich im BAW für Kurzpraktika in den Bereichen Metall, Holz, Farbe und Elektro. Besonders gut hat es Jakob in der Metallwerkstatt gefallen. Dort habe er auch ein positives Feedback vom Ausbilder erhalten, berichtet er stolz. Den langen Arbeitstag durchzuhalten (8 bis 16 Uhr inklusive Pausen), sei für ihn kein Problem „es macht ja Spaß“. „Vermisst du etwas oder hast du einen Vorschlag, welchen Beruf wir noch vorstellen können?“, fragt BOP-Projektleiter Frank Sauermann. „Forstwirt“, schlägt Jakob nach kurzer Überlegung vor. Denn in Zeiten des Klimawandels sei die Wald- und Landschaftspflege von wachsender Bedeutung.
Gewachsene Berufspalette zum Ausprobieren
Stetig gewachsen ist auch die Zahl der Berufsfelder, die die Schüler/-innen im BOP ausprobieren können. Konnte zu Beginn vor zehn Jahren zwischen Hauswirtschaft, Holz, Metall, Farbe und Verkauf gewählt werden, sind mittlerweile die Bereiche Hotel- und Gastgewerbe, Bau, Elektro, IT, Wirtschaft und Verwaltung, Lager und Logistik, Optik, Trockenbau, Erziehung und Gesundheit sowie Floristik und Gartenbau dazugekommen. Zudem seien in zehn Jahren Berufsorientierungsprogramm differenzierte Angebote für Förderschulen, Gemeinschafts- und Realschulen, für Geflüchtete, für Schulen aus der Erziehungshilfe und für junge Menschen mit Autismus geschaffen worden, fügt Frank Sauermann hinzu.
Individualisierung als Herausforderung
Ein Fakt, den auch Ralf Meiser hervorhebt. „Das BAW deckt im Rahmen des BOP nicht nur die Schwächeren ab“, sagt der Schulleiter der Alemannenschule Hüttlingen. Die Berufsorientierung sei an Schulen schon immer ein zentraler Punkt gewesen – und „mehr als Sägen und Feilen“. An den Gemeinschaftsschulen gebe es eine große Bandbreite an Schülern. Die Individualisierung spiele eine große Rolle und es sei eine Herausforderung, es auf den Weg zu bringen, dass Schüler/-innen in einer Klasse unterschiedliche Abschlüsse machen können. Dafür sei BOP von enormer Bedeutung. „Wir müssen in Klasse 8 schauen, wo die Stärken der Schüler/-innen liegen, und es dann schaffen, für jeden den passenden Weg zu finden“, beschreibt Meiser das Ziel. Deshalb schicke er alle Achtklässler zur Berufsorientierung ins BAW – in diesem Schuljahr insgesamt 40 Schüler/-innen.
Praktika – wertvoll und bereichernd
Der Rektor brennt für das Thema Berufsorientierung nicht erst seit heute. Schon vor Jahren als Konrektor der Schillerschule Aalen habe er die intensive Zusammenarbeit mit dem BAW-Standort Aalen schätzen gelernt. Die Praktika im Berufsorientierungsprogramm sieht Ralf Meiser als „wertvoll, bereichernd, verpflichtend und wichtige Grundlage für das Weiterkommen“. Und er betont: „Praktika in den laufenden Betrieb einzufügen ist nicht leicht, funktioniert aber im BAW hervorragend.“
Die Berufsorientierung für Schüler/-innen der Förder-, Haupt-, Werkreal-, Gemeinschafts- und Realschulen mit BOP im BAW Ostalb ist schon fast ein Selbstläufer. Im Mai 2009 als Pilotprojekt unter dem Namen „Azubi in spe“ mit drei Schulen gestartet, sind die Teilnehmerzahlen stetig gestiegen. Im laufenden Schuljahr – nun unter dem Projekttitel BOP – haben sich 20 Schulen mit 469 Schüler/-innen angemeldet. Und: Alle erhalten ein Feedback. „Wichtig ist, dass Eltern und Kinder in einem Gespräch Rückmeldung bekommen, wo ihre Stärken und Schwächen liegen“, sagt Frank Sauermann. Und ist mit den Gedanken schon bei der Vorbereitung von BOP 2020 – dann nach neuen Richtlinien.